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Schufa-Code: Diskriminierung beim Ratenkauf

 

Sie möchten ein neues Handy kaufen oder ein Auto finanzieren: Das Handy liegt vor Ihnen und den schicken Wagen haben Sie schon Probe gefahren…

 

Verträge werden geschrieben, Daten erfasst – und plötzlich ist alles vorbei: Sie haben eine „negative Schufa-Auskunft“! Wenn Sie auch schon einmal ungläubig gestaunt haben, und wutentbrannt den Laden oder die Bank verlassen mussten, dann sollten Sie diesen Artikel aufmerksam lesen.

 

BERLIN  Die Initiative „Open Schufa“ will analysieren, wie Auskunfteien die Bonität von Bürgern berechnen. Die Kampagne stößt – vor allem bei der Schufa selbst - auch auf Kritik.

 

Ein negativer Score bei der Schufa kann in Deutschland ein Stigma sein: Wer als unzuverlässiger Zahler gilt, bekommt Probleme, die neue Wohnung zu mieten oder den Neuwagen zu finanzieren. Wie die Auskunftei, die nach eigenen Angaben zurzeit Daten von 67,5 Millionen Personen gespeichert hat, den Score genau berechnet, ist ihr gut gehütetes Geheimnis.

 

Die Initiative „Open Schufa“ will dieses Geheimnis nun mit Unterstützung von Nutzern im Netz lüften. Zumindest ein bisschen: „Die Diskussion um sogenannte Credit-Scores schwelt schon seit Jahren. Wir wollen vor allem die Fragen beantworten, ob die Bewertungen bestimmte Bevölkerungsgruppen unbegründet diskriminieren und ob die Datengrundlage auch wirklich akkurat ist“, sagt Walter Palmetshofer, einer der Initiatoren des Projekts.

 

Aus erstellt die Schufa den Bonitätswert. Wer einen Wert von 100 Prozent hat, muss keine Sorgen haben, wer darunter liegt, dem verweigern Firmen im schlimmsten Fall ein Darlehen.

 

 

 

Experten sollen Schufa-Datensatz analysieren

 

 

 

Kritiker wie Palmetshofer bemängeln vor allem, dass die Daten der Schufa nicht immer auf dem neuesten Stand seien. „Laut unseren Informationen gibt es zum Beispiel Fälle von ehemaligen Kreditnehmern, die schlechter abschneiden, obwohl sie ihren Kredit bereits zurückgezahlt haben“, sagt der „Open Schufa“-Initiator. Nachprüfen lässt sich eine solche Aussage nicht, Betriebsgeheimnis der Schufa.

 

Seit Mitte Februar sammelt die Initiative auf der Crowdfunding Plattform Startnext Spenden für ihr Projekt (Stand 21. Februar, 13 Uhr: 27.500 Euro). Das Geld soll laut Palmetshofer in die Entwicklung einer Software fließen, die es Unterstützern ermöglicht, einen eigenen Schufa- Bescheid zu beantragen, diesen anonymisiert einzuscannen und an die Initiatoren sicher zu übertragen. Das soll ab Mail 2018 funktionieren. In einem nächsten Schritt sollen Experten die Daten auswerten und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorstellen.

 

Die größte deutsche Auskunftei polarisiert seit Jahren. Immer wieder zogen Verbraucher vor Gericht. Ein richtungsweisendes Urteil sprach 2014 der Bundesgerichtshof: Die Richter wiesen die Klage einer Frau ab, die erfahren wollte, wie genau ihr Score zustande kam. Die Berechnungsformel gehört laut Gericht zum Geschäftsgeheimnis des Unternehmens.

 

 

 

Schufa nennt Finanzierung „irritierend“

 

 

 

Die Schufa selbst – das überrascht nicht – kritisiert das Vorhaben der Open-Data-Aktivisten. „Wer die Berechnungsmethode jedoch der Allgemeinheit gegenüber offenlegen will, leistet Vorschub für Betrug, Missbrauch und der Abwanderung von Know-how aus Deutschland“, heißt es in einer Stellungnahme.

 

Doch um den genauen Algorithmus gehe es ihnen vorrangig auch gar nicht, sagt der Open-Data-Aktivist Palmetshofer. Vielmehr wolle man prüfen, ob die Daten aktuell sind und welchen Effekt bestimmte Merkmale wie Geschlecht und Wohnort der Person auf den Schufa-Score haben. „Es geht um die Frage, ob die Schufa mit ihrem Scoring-Verfahren bestehende Ungleichheiten in der Gesellschaft verstärkt“, sagt der Mit-Initiator.

 

Angestoßen haben das „Open Schufa“-Projekt die zwei Non-Profit-Organisationen „AlgorithmWatch“ und „Open Knowledge Foundation“, für die auch Mit-Initiator Walter Palmetshofer arbeitet. Beide setzen sich für mehr Transparenz und Rechte der Bürger an den eigenen Daten ein.

 

An „AlgorithmWatch“ fließen indes auch Fördergelder der Bertelsmann Stiftung. Das wiederum nennt die „Schufa“ in ihrem Statement „irritierend“. Denn zu der Stiftung gehört auch die Auskunftei Arvato infoscore, eine direkte Konkurrentin von der Schufa. „Open Schufa“-Initiator Palemtshofer sieht darin keinen Interessenskonflikt: „Die Schufa ist nun mal das Symbol für Auskunfteien in Deutschland – und wie man auf unserem Blog nachsehen kann, fragen wir auch Arvato-Daten an.“

 

 

(Quelle: Teile des Textes wurden aus „WAZ“ übernommen)

 

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